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Saragossa begrüßte Einstein wie eine wahre Berühmtheit. Foto: Stadtverwaltung von Saragossa

Der Tag, an dem Einstein in Saragossa ankam: Er brauchte nur 50 Stunden, um das wissenschaftliche Talent Aragoniens zu bewundern

Albert Einstein besuchte Saragossa am 12. März 1923, um zwei Vorträge zu halten, und sein Aufenthalt in der Stadt hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck auf Wissenschaft und Kultur.

Emma Falcón Ricart Donnerstag, März 13, 2025 / 09:00

Am  12. März 1923 traf Albert Einstein  mit dem Zug aus Madrid in Saragossa ein. Obwohl sein Aufenthalt  nur 50 Stunden dauerte, war die Wirkung seines Besuchs enorm. Der deutsche Wissenschaftler, der bereits für seine revolutionären Studien zur Relativitätstheorie weltberühmt war, hielt zwei Vorlesungen im Auditorium der Universität von Saragossa. Doch sein Aufenthalt in der aragonesischen Hauptstadt beschränkte sich nicht nur auf den akademischen Bereich: Er war von der Stadt und ihren Menschen so beeindruckt, dass er beim Abschied erklärte, er habe nur in Saragossa das Pochen der spanischen Seele gespürt.

Saragossa begrüßte Einstein wie eine wahre Berühmtheit. Die wissenschaftliche Gemeinschaft begrüßte ihn begeistert, und seine Anwesenheit wurde von der lokalen Presse aufmerksam verfolgt. Seine Ankunft markierte einen Meilenstein für die Universität und trug dazu bei, die spanische Wissenschaft für moderne Theorien zu öffnen.  Im März 2025 jährt sich  dieser historische Besuch, der die Stadt tief geprägt hat, zum 102. Mal.

DER EMPFANG UND SEINE KONFERENZEN

Von seiner Ankunft am Bahnhof an wurde Einstein herzlich empfangen. Der Bürgermeister der Stadt , Victoriano Carboné Chueca, fuhr ihn zum Hotel Universo y Cuatro Naciones, wo er übernachtete. Die wissenschaftliche Gemeinschaft unter der Leitung des Biochemieprofessors Antonio de Gregorio Rocasolano bereitete ihm zusammen mit Studenten und Mitgliedern der deutschen Kolonie in Saragossa einen herzlichen Empfang.

Am 12. März, nur wenige Stunden nach seiner Ankunft, hielt Einstein seine erste Vorlesung auf Französisch im Auditorium,  damals noch in der Aula der Medizin- und Naturwissenschaftlichen Fakultät. Der Saal war voll besetzt und wurde von Rektor Ricardo Royo Villanova geleitet. Am nächsten Tag füllte er den Saal erneut mit seiner zweiten Vorlesung, in der er seine Gleichungen mithilfe einer Tafel illustrierte. Obwohl der Rektor versuchte, die Tafel als historisches Andenken zu erhalten, verlor sich ihre Spur im Laufe der Zeit.

DAS BANKETT IM CASINO MERCANTIL

Einer der Höhepunkte von Albert Einsteins Aufenthalt in Saragossa war das Bankett zu seinen Ehren im ehemaligen Casino Mercantil im Stadtteil Coso, dem heutigen Hauptsitz der Caja Rural de Aragón. Dieses symbolträchtige Gebäude, das damalige Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt, empfing die aragonesische Wissenschaftlergemeinde zu einem Abendessen, bei dem Einstein die Hauptrolle spielte.

Während der Veranstaltung  sprach der deutsche Physiker mit Wissenschaftlern und Experten über seine Theorien und den Stand der Wissenschaft in Spanien. Er äußerte sich zudem besorgt über die politische Instabilität in seinem Heimatland Deutschland, das sich nach dem Fall des Kaisers mitten in der Weimarer Republik befand. Die lokale Presse berichtete über die Auswirkungen des Treffens und hob die Offenheit und Zugänglichkeit des Wissenschaftlers hervor, der stets zugänglich und bereit war, sein Wissen zu teilen.

Das  Casino Mercanti, bis heute ein Symbol der historischen Stadt Saragossa, erlebte in dieser Nacht ein unvergessliches Kapitel. Einsteins Besuch markierte nicht nur einen Meilenstein für die Universität von Saragossa,  sondern prägte auch das gesellschaftliche Leben der Stadt und festigte ihre Verbindung zur internationalen Wissenschaftsgemeinschaft.

DIE MENSCHLICHSTE SEITE EINSTEINS IN ZARAGOZA

Neben seinen Vorlesungen genoss Einstein das kulturelle Leben der Stadt. Er besuchte bedeutende Monumente wie die Basilika El Pilar, das Seo und die Aljafería und besuchte Miguel Echegarays Zarzuela „La viejecita“ im Teatro Principal. Bei einem Abendessen im Haus des deutschen Konsuls Gustavo Freudenthal überraschte er das Publikum mit seinem Geigenspiel und stellte so seine künstlerische Seite unter Beweis.

Der bewegendste Moment seines Besuchs war der 14. März, sein 44. Geburtstag. Eine Band kam zu seinem Hotel, um ihm zu Ehren ein Jota-Konzert zu geben. Bewegt umarmte Einstein einen Jota-Spieler und posierte mit einem kleinen Mädchen im Arm für ein Foto, das als verschollen galt, aber kürzlich in seinem Archiv, das er der Hebräischen Universität Jerusalem schenkte, wiedergefunden wurde. Stunden später reiste er mit dem Zug ab und hinterließ ein Saragossa, das seinen Tod nie vergessen hatte.

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